Düsseldorf hat ein Naturdenkmal verloren, aber ein Kunstdenkmal gewonnen:
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Der Baumgeist "Jüchtwind" hat ein Gesicht bekommen |
Die freistehende Kastanie hatte die Landschaft im Himmelgeister Rheinbogen geprägt wie kein anderer Baum. Der imposante Baum war von der Stadt Düsseldorf zum Naturdenkmal erklärt worden und hatte seit 2007 sogar eine eigene, offizielle Postanschrift. Die Initiative Kastanie im Himmelgeister Rheinbogen (
Freundeskreis Himmelgeister Kastanie) hatte sich über viele Jahre nicht nur um die individuelle Beantwortung der Briefe an den Baumgeist namens „Jüchtwind“ gekümmert, sondern auch um die Pflege des Baumes - und bereits seit vielen Jahren sehr engagiert und erfolgreich für den Erhalt der Himmelgeister Kastanie gekämpft.
Nicht nur Spaziergänger hielten regelmäßig vor der Himmelgeister Kastanie inne, der imposante alte Baum hatte über die Jahre auch viel prominente Besucher. Die Sendung mit der Maus, Kamerateams von SAT 1, WDR und Center TV und viele Zeitungen hatten immer wieder über den Baum und die Aktionen berichtet, die rund um den Baum stattfanden.
Neben rund 5500 Briefen, gingen auch zahlreiche Autogramme von Prominenten im Briefkasten der Kastanie ein. Jürgen von der Lippe prägte den Begriff „Baumogramme“ und die Liste dieser Autogramme an den Baum reicht von der lokalen Politprominenz, über Sänger, Schauspieler, Sportler, Moderatoren und Entertainer bis hin zu Politgrößen wie Siegmar Gabriel und Angela Merkel.
Das von Experten geschätzte Alter der Himmelgeister Kastanie lag zwischen 150 und 200 Jahren, in dieser Zeit hatte sie Erbeben und Schneestürmen getrotzt. Schneesturm „Daisy“ konnte ihr ebenso wenig anhaben wie der Orkan „Kyrill“ und selbst der Orkan „Ela“, der am 9. Juni 2014 allein in Düsseldorf rund 30.000 Bäume entwurzelt, zerstört oder stark beschädigt hatte, verschonte die Himmelgeister Kastanie. Während der Sturm, der mit dem Tiefdruckgebiet „Ela“ kam, auch in unmittelbarer Nähe der alten Kastanie zahlreiche Bäume entwurzelt und abgeknickt hatte wie Streichhölzer, blieb die Kastanie völlig unversehrt. Vielleicht auch deshalb, weil das trockene Frühjahr 2014 und die zu dem Zeitpunkt bereits bestehende Krankheit im Baum dazu geführt hatten, dass der Baum schon 2014 nicht mehr so üppig belaubt war wie in den Jahren zuvor.
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Die Himmelgeister Kastanie im Juni 2015 ( > mehr Fotos) |
Im Sommer 2015 war der Kastanie die Pilzkrankheit, gegen die man so lange angekämpft hatte, bereits deutlich anzusehen. Die sonst so prachtvolle Baumkrone zeigte sich nur noch spärlich belaubt und es deutete sich bereits an, dass die Kastanie nicht ewig erhalten bleiben würde.Mitte Dezember 2015 wurden die schweren Äste dann schließlich abgesägt. Nur der Stamm der Kastanie blieb stehen, er wurde von dem Holzbildhauer und Kettensägenschnitzer Jörg Bäßler (
www.sculptor-art.de) zu einer Skulptur gestaltet. So bekam der Baumgeist „Jüchtwind“ ein Gesicht und eine Gestalt und aus dem Naturdenkmal Himmelgeister Kastanie wurde ein Kunstdenkmal.
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Baumgeist "Jüchtwind" trägt ein Gewand aus filigran geschnitzen Blättern ... |
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... in denen sich eine kleine Eule versteckt |
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Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht ... |
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... deutet "Jüchtwind" den Weg zum Rhein |
Die sehr gelungene große Holzskulptur wird noch einige Jahre an die Himmelgeister Kastanie erinnern, doch auch sie ist vergänglich. Voraussichtlich in 5-10 Jahren wird auch die Holzskulptur verwittert und verfallen sein, da das Holz der alten Kastanie nicht sehr witterungsbeständig ist. Bis dahin jedoch, können sich Besucher am Anblick der Baumgeist Skulptur erfreuen und, (wenn alles gut geht), wird bis dahin auch die 2007 in unmittelbarer Nähe angepflanzte „kleine Schwester“ der Himmelgeister Kastanie schon ein stattlicher Baum sein.
Auch wenn die offizielle Postanschrift der Himmelgeister Kastanie auf Wunsch des Freundeskreises Himmelgeister Kastanie zum 28.12.2015 aufgelöst wurde, bleibt der Briefkasten erhalten und es können weiterhin Briefe an den Baumgeist eingeworfen werden.
Für viele Anwohner ist es noch ein ungewohntes Bild, die Himmelgeister Kastanie ohne Krone zu sehen, doch das Kunstwerk, das Jörg Bäßler aus dem Stamm geschaffen hat, tröstet über den Verlust des Baumes hinweg. Besonders beeindruckend sind die filigran gearbeiteten Details der Skulptur auch deshalb, weil der Holzbildhauer die Skulptur mit einer Kettensäge erschaffen hat. Auf jeden Fall ist zu beobachten, dass Passanten inne halten uns sich beeindruckt zeigen. So wird das neue Kunstwerk in den nächsten Jahren sicher ebenso viele besucher anziehen, wie einst die Kastanie.
Zum Gedenken an die Himmelgeister Kastanie hier noch ein Foto aus dem Herbst 2015. Für die Äste, die diesem Bild den Rahmen verleihen, war es der letzte Herbst ...